Text: Jürgen Adolf Fotos: Katja Heinrich
Angespannte Erregung an der Startlinie zum 8 km-Rennen der mit Muskelkraft betriebenen Boote. Wer wird als erstes die Badestelle Schlänitzsee erreichen? Ist es die "gelbe Gefahr" mit dem geheimnisvollen Unterwasserantrieb, setzt sich der rot-weiße schnittige "Klassiker" mit seiner eingespielten Besatzung durch oder wird das "blaue Wunder" seine Wendigkeit auf den Stromschnellen ausspielen können. Als Geheimfavorit gehandelt wird der "Stromer", bei dem die Besatzung in mühevoller Muskelarbeit am heimischen Dynamo einen Akku vorgeladen hat, um nun mittels Elektroantrieb die Konkurrenz aus dem Feld zu schlagen.
Punkt 9 Uhr setzt sich die Flotte mit schäumenden Bugwellen in Bewegung ...
Soweit zur Theorie
Tatsächlich lief unsere Wublitztour recht gemächlich ab - und wie es sich für eine Premiere gehört nicht reibungslos. Passend dazu paradierte das erste Boot bereits vor dem MC auf und ab, während auf einem anderen Boot die Besatzung wegen eines Wassereinbruchs meuterte. Mit deutlicher Verzögerung waren dann doch alle Boote unterwegs.
Bei bestem Wetter querten wir den Zernsee und liefen unter der Fußgängerbrücke in die für Motorboote gesperrte Wublitz ein. Entlang Bruchwald gesäumter Ufer führt die Tour vorbei an Nattwerder, rechts erscheint bald die Kirchturmspitze von Grube, links die Dächer von Leest und nicht lange danach ist die Brücke zwischen beiden Orten erreicht. Nun ist es auch nicht mehr weit bis zum Schlänitzsee, die Ufer treten auseinander, Schilf ersetzt den Bruchwald und am flachen Seegrund zeigen sich viele Wasserpflanzen. Bald darauf ist unser Ziel an der Badestelle erreicht. Ein Weiterpaddeln wäre zwar möglich, aber spätestens der Damm der Autobahn setzt dem eine Grenze. Noch bis 1935 war es möglich, Uetz und Paaren über die Wublitz zu erreichen. Mit dem späteren Bau des Havelkanals erhielt Paaren zwar wieder "Wasseranschluss", dem nicht Eingeweihten erscheint der Fährmann im Ortswappen jedoch trotzdem verwunderlich.
Während eines ausführliches Picknicks an der Badestelle gab es Gelegenheit anregende Gespräche zu führen, in die Sonne zu blinzeln und dem Treiben auf dem Kanal und an der Badestelle zuzusehen.
Denkwürdig war jedoch die Verwendung von Käse zur Bootsreparatur. Ein Leck an einer schwer zugänglichen Stelle sorgte für einen geringen, aber stetigen Wasserzufluss in den Auftriebskörper eines der Boote. Eine sichere Rückfahrt zum MC erschien durchaus gefährdet. Abdichtversuche scheiterten am fehlenden Material - bis die geniale Idee geboren wurde, die Wachshülle eines Käsestücks so zu kneten, dass damit das Leck zu stopfen war.
Die Rückfahrt verlief nun reibungslos und mündete bei einem Abschlussbier auf dem Gelände des MC in einer Absprache für die nächste gemeinsame Paddeltour.